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Update folgt…

Natalina Haller

Dienstag, 26. Juli 2016 In Frankreich werden Geiseln festgehalten. Unverzüglich beginnt auf den Onlineportalen die Jagd nach ersten Informationen. Wer will, kann mit dabei sein, wenn Online-Redaktoren möglichst schnell, möglichst viele Informationen zusammensuchen (müssen). Das Ziel: Instant-Wissen generieren. Wer? Wann? Wo? Warum? Was bleibt, sind neue Fragen. Ein Protokoll.

10:58 Uhr

Es kommen die ersten Pushmeldungen rein. Bei Watson ist zu lesen, dass zwei Täter mit Messer bewaffnet mehrere Geiseln in einer Kirche in der Normandie festhalten. Zitiert wird die Nachrichtenagentur Reuters.

11:10 Uhr

Blick.ch veröffentlicht Informationen zu den Geiseln. Es sollen ein Priester, zwei Nonnen und mehrere Gläubige sein. Als Quelle wird der französische TV-Sender France 3 und ein Reporter von RTL, der unter Berufung auf die Feuerwehr Aussagen macht, erwähnt. Es soll mehrere Verletzte gegeben haben. Dazu im Artikel zwei Bilder. Einmal Google Streetview mit Blick auf die Kirche, das andere vom Twitter-Account von Frederic Veille, einem Reporter von RTL France(@fredeveille). Darauf sieht man Polizeiautos und Polizisten.

11:12 Uhr

Wieder eine Pushmeldung. Blick. „Die Geiselnehmer wurden von Polizisten getötet“.  Zur selben Zeit auf SRF-Online: „Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine Polizeiquelle vermeldet, sollen die beiden Geiselnehmer ausser Gefecht sein. Mehrere französische Medien bestätigen dies.“

11:15 Uhr

Online-Artikel der BernerZeitung. Darin steht, es gebe zwei tote Geiseln und zwei tote Täter. Unten im Artikel steht: „Die Spezialeinheit GIGN der Polizei und Soldaten sind bereits vor Ort, wie ein Journalist von RTL berichtet. Er berichtet von vielen Schüssen, die gefallen seien. Die Geiselnahme sei zu Ende. Zwei Geiselnehmer sollen von der Polizei getötet worden sein. Zwei Geiseln überlebten die Tat nicht.“ Die Bilder dazu: Google Maps zeigt, wo Saint Etienne du Rouvray genau liegt und auch wieder der Tweet von Frederic Veille, dem RTL-France-Reporter.

11:24 Uhr

Die Berner Zeitung pusht: „Zwei Täter und mindestens eine weitere Person bei Geiselnahme in Kirche in der Normandie getötet.“ Neu im Artikel: „… Mindestens eine Geisel überlebten die Tat nicht.“ So macht man aus zwei toten Geiseln, eine tote Geisel.

11:27 Uhr

Watson. Erster Artikel auf der App ist nach wie vor ein Interview mit einem Schweizer, der erzählt, wie es im olympischen Dorf in Rio aussieht. An zweiter Stelle folgt die Geiselnahme. Titel: Polizei „neutralisiert“ zwei Geiselnehmer in Kirche in der Normandie - auch ein Priester tot. Im Artikel steht, dass laut „Figaro“ eine Nonne fliehen konnte und sofort die Polizei alarmierte. „France24“ berichte beide Geiselnehmer seien neutralisiert worden. Auch eine der Geiseln verlor ihr Leben: Ein Priester wurde von den Geiselnehmern getötet, berichten französische Medien.

11:46 Uhr

SRF pusht: „Geiselnahme in französischer Kirche: Die beiden Geiselnehmer und mindestens eine Geisel sind tot.“ Im Artikel wird das französische Innenministerium als Quelle angegeben. Dass mindestens eine Geisel von den Geiselnehmern getötet wurde, hat offenbar die AFP aus Polizeikreisen erfahren, schreibt SRF. „France info“ berichte zudem unter Berufung auf das Innenministerium, dass eine weitere Geisel schwer verletzt ist.

12:05 Uhr

Auf Blick.ch ist die Geiselnahme die erste Meldung. Der Titel: Priester Kehle durchgeschnitten, beide Täter tot. Im Artikel steht, dass die Identität der Geiselnehmer und die Hintergründe der Tat noch nicht bekannt sind. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Präsident François Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve sind unterwegs an den Tatort.

12:06 Uhr

Auch bei SRF ist die Story ganz oben. Titel: Mindestens ein Todesopfer bei Geiselnahme in Kirche in Frankreich. Bei Watson ist die Story an dritter Stelle. Titel: Polizei „neutralisiert“ zwei Geiselnehmer in Kirche in der Normandie - auch ein Priester tot.

Das war eine Stunde Online-Medien, in der Anfangsphase von einem Ereignis. Hier dokumentiert sind nur einzelne Onlineportale. Diese wurden zufällig ausgewählt. Diese Form von Berichterstattung gehört mittlerweile zum Alltag in unserer Medienlandschaft. Fragen werden beantwortet. Möglichst schnell und möglichst richtig, scheint das Motto zu sein. Es entstehen aber auch neue Fragen:

Ist die Berichterstattung ausreichend ausgewogen? Alle (ausser SRF) hier genannten Online-Medien beziehen sich u.a. auf denselben Reporter von RTL France. Das ist bemerkenswert und darf in Frage gestellt werden.

Was hat der Leser von der wilden Jagd? Würde ihm etwas fehlen, wenn er zwar etwas später, dafür unbedingt korrekt informiert wird?

Was bleibt? Update folgt… Oder dein Kommentar.

Dominik Meienberg